2. Auf Kassel
Nördlich der Straße nach Niedertiefenbach, wo die Gemarkungen Dehrn, Niedertiefenbach, Obertiefenbach und Ahlbach zusammenstoßen, sind auf dem sogenannten „Kassel" mehrere Siedlerhöfe entstanden. Ursprünglich suchte man den Namen damit in Zusammenhang zu bringen, dass sich hier früher einmal eine römische Feldbefestigung (Castellum) befunden habe. Die dominierende Höhenlage und auch die Tatsache, dass hinter dem Limes noch anderweitig römische Feldbefestigungen festgestellt wurden, schienen diese Auffassung auch zu rechtfertigen.
Eine zweite Version führte den Namen auf die Wortstämme "Cas" und "Hehl" zurück. Sie sollen soviel wie Eichenhang bedeuten. "Cas" (Eiche) ist aber auch der Wortstamm von dem lateinischen cas(a). Das von diesem Stamm abgeleitete Wort "castrum" heißt soviel wie Festung, Burg, Zitadelle, Fort. „Castra" war ein römisches Heer- oder Kriegslager, und das lateinische Wort "castellum" (als Diminutio von "castrum") bedeutete ein befestigter Ort, eine Festung, eine Schanze und ein Sicherheitsort.
Der zweite Teil des Wortes "Cashehl", also Hehl" hat sich in vielen Orten unserer Gegend ohne Wandlungen bis heute erhalten. Die Auslegung "Eichenhang" erscheint daher mehr als fraglich. Daran dürften auch die Flurnamen wie „Am Hölzchen" und "Im Niederholz" nichts ändern, da früher weite Gebiete unserer engeren Heimat mit Wald bestanden waren. Weiter widerspricht dieser Deutung, dass in den Jahren 1555 und 1596 noch der in Frage kommende Flurname mit "Castell" angegeben wird. Auch eine Verbindung mit dem Namen des St. Castorstiftes zu Koblenz vermag nicht zu überzeugen, weil der Name Kassel schon früher ausgewiesen ist als das St. Castorstift Grundeigentum in unserer Gegend besaß.
Eine vierte Auslegung dürfte am glaubwürdigsten erscheinen.
Die alte "Rheinstraße" nach ihrer Vereinigung mit der von Norden kommenden Köln- Frankfurter Straße ist bereits 881 als öffentliche Straße nach Hessen und Thüringen bezeugt. Der hl. Bonifatius (672-754) benutzte sie 721 als Einreisestraße nach Hessen. Zum Schutze dieser alten Straße war eine fränkische Straßensicherung (Befestigung) "Kassel" westlich von Niedertiefenbach angelegt worden.
(H. Gensicke: Geschichte des Westerwaldes")
Danach wäre der Wortstamm doch dem lateinischen Gastellum entnommen.