VII. Sagen und Erzählungen
Wie seit Jahrhunderten, so eilt auch heute noch ein Bächlein durch die Mulde links vom Schlossberg hin zum Bildstock an dem Weg nach Dietkirchen.
Gar vieles weiß es uns an Sagen und Geschichten zu erzählen, z.B. von dem Chorherrn aus dem nahen Stifte, den vom Berg hoch oben einst ein Edelfräulein liebte. Die tausendjährige Eiche hat dies wohl gesehen, verraten aber hat sie nichts. Und doch kam eines Tages es heraus, dass sich das Edelfräulein nachts vom Burgberg still herunterschleichen und jenen Chorherrn treffen würde, der durch einen unterirdischen Gang von Dietkirchen herüberkäme. Er musste dann sein Leben lang zur Strafe büßen, während die Maid den Schleier nahm und hinter hohen Klostermauern ihr Dasein still vertrauerte.
Gar manchmal raunt es auch vom „Burgfrieden" mit seinen „16 Raithen“, darunter dem „Asylhof", die alle nach und nach verschwanden bis auf die „Pfalz", die heute noch Dorf Dehrn stolz überragt.
Auch das die Lahn schon oft „gerufen", ist in Vergessenheit geraten.
Die Wassergeister jedoch raunen es im Stillen weiter. Sie wohnen dort, wo bei der Brücke auch im strengsten Winter offene Stellen sich noch zeigen oder gefahrvoll werden, weil warme Quellen dort nur dünne Eisbildung gestatten. Sie wurden manchem Leichtsinnigen schon zum Verhängnis. Und wenn das Lahneis früher krachte, und Laute unerklärlich und geheimnisvoll die Luft erfüllten, rief jeder seinem Nachbarn ganz erregt mit lauter Stimme zu:
„Hast Du's gehört, die Lahn hat jetzt gerufen!“
Gar oftmals trat es dann auch ein, dass bald darauf ein Mensch im Wasser ungewollt sein Ende fand.