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I. Landschaft und Besiedlung
 
Fast im Mittelpunkt des Limburger Beckens, das in der Tertiärzeit, das heißt der dritten Form der Urzeit, und der darauf folgenden ersten Epoche der Quartärzeit durch starke Bewegungen innerhalb der Erdoberfläche zwischen den uns als Westerwald und Taunus bekannten Gebirgen gebildet wurde, liegt ein Fleckchen Erde, dessen Name in vielen Wandlungen durch die Geschichte gegangen ist.
 
Dieser auf schriftlichen Quellen beruhende Nachweis unseres Heimatortes bedeutet jedoch nur eine kleine Spanne, gemessen an den gewaltigen Zeiträumen, über die uns Aufzeichnungen fehlen. Hier handelt es sich insbesondere um die Urgeschichte.
Sie erschließt aus den durch Ausgrabungen gewonnen Quellen Zustände und Entwicklung bis zum Eintritt in die auf schriftlichem Nachweis beruhende Geschichte.
 
Ruhig fließt heute in einem wohlgeordneten Bette die Lahn dahin, ganz anders als z.B. in der älteren Eiszeit. Die Bodenbeschaffenheit in verschiedenen höher gelegenen Distrikten des Waldes links der Lahn lässt darauf schließen, dass ihr Wasserstand einmal weit höher gewesen sein muss. Die einzelnen Perioden sind heute noch an den Ablagerungen deutlich festzustellen. Breit und in mehreren Armen ergossen sich noch lange die Wasser dahin, bis die Lahn schließlich ihr heutiges Bett erhielt.
 
Uralt ist die Besiedelung unserer engeren Heimat. Es steht außer Zweifel, dass schon in  er Eiszeit und der älteren Steinzeit Menschen in der hiesigen Gegend gelebt habe.
Hierfür erbrachten die Ausgrabungen z.B. in den nur etwa einen Kilometer von entfernten ehemaligen Steedener Höhlen zuverlässige Beweise.
 
Zahlreich sind die Fundstücke, die vor und bei dem Abbau dieser Höhlen zutage gefördert wurden. Knochen von Tieren, die ausgestorben oder ausgewandert sind, wie Mammut, Höhlenbär, Nashorn, Rentier u.a. fanden sich neben zahlreichen primitiven Geräten, die sich die damaligen Menschen aus Stein, Elfenbein und Knochenstücken gefertigt hatten. Mehrere Feuerstellen, die ebenfalls vorgefunden wurden, ergänzen die Beweismittel.
 
Mit Vorliebe wählte der damalige Mensch für seine Behausung Feld- und Erdhöhlen, die ihm einmal einen Schutz gegen die Witterung, dann aber auch gegen die Feinde aller Art boten. Als Jäger - die damals hauptsächlichste Beschäftigung - war er nicht sesshaft. Im Allgemeinen lebte er von dem, was sich ihm durch Zufall an tierischer und auch an pflanzlicher Nahrung bot.
 
Anders wurde es in der Zeit des Alluviums oder der geologischen Gegenwart.
Änderung des Klimas und die dadurch gegebene Möglichkeit zu Ackerbau und Viehzucht (letztere betrieb er in gewissem Umfange auch vorher schon), waren die Veranlassung, dass der Mensch nunmehr auch einigermaßen sesshaft wurde.
 
Wesentliche Fortschritte in der Schaffung von Waffen, Werkzeugen (geschliffen) und Geräten (Töpfen, sogar mit Verzierungen) zeigten sich bei den Bewohnern im Neolithikum, das heißt der jüngeren Steinzeit, die heute etwa in die Zeit von 4.000 bis 1.800 v.Chr. verlegt wird. Bei den Ausschachtungsarbeiten für den Bau der neuen er
Kirche stieß man auf eine Grabstätte, die man dieser Zeit zuordnete. In der sich anschließenden Periode der Bronzezeit (etwa1.800 bis 750 v.Chr.) lernte der Mensch sich das Erz dienstbar machen. Bei der Inbetriebnahme eines Marmorbruches im er Schlosspark wurde ein Grab erschlossen, das nach dem vorgefundenen Arm- und Halsbronzeschmuck in diese Zeit gehören dürfte.
 
Der Bronzezeit folgte jenes Dreivierteljahrtausend, das unter dem Namen Eisenzeit (750 bis 0 v.Chr.) bekannt ist. Um die Mitte des ersten Jahrtausends v.Chr. begannen die Kelten mit der Ausbreitung ihrer Macht. Ihre Stammlande sollen das transalpinische Gallien und die britischen Inseln gewesen sein.
 
In der Blütezeit ihrer Entwicklung hatten sie ihre Macht bereits so erweitert, dass sie u.a. auch das heutige West- und Süddeutschland, also auch unsere Gegend, beherrschten. So wurden auch in Skelettgräber gefunden, die in die Zeit der keltischen Einwanderung weisen. Zu dieser Zeit begannen die Vorstöße der Germanen. Die Kelten mussten vor den von Landnot getriebenen Germanen nach Süden und Westen weichen. Um das Jahr 150 v.Chr. waren germanische Stämme bereits bis an den Rhein und Main vorgerückt. Viele Namen von Siedlungen und Flüssen, in unserer engeren Heimat sind keltischen Ursprungs.
 
Zwischen Main und Lahn -und weiter bis in die Gegend von Köln- saßen zur Zeit Cäsars (100 - 44 v. Chr.) die Ubier. Sie waren römerfreundlich und deshalb den übrigen Germanen verhasst. In ihrem Gebiet ging Caesar zweimal über den Rhein. Er drang in das Gebiet des Westerwaldes vor, um die Sigambrer, die nördlich davon zwischen Sieg und Ruhr wohnten, zu schlagen. Der Erfolg blieb jedoch versagt, weil die Germanen sich in ihre Wälder zurückzogen. Ungefähr 5o Jahre später ereilte sie das Schicksal. Der römische Feldherr Tiberius zwang sie zur Unterwerfung und siedelte sie an der Mündung des Rheines an. In das Gebiet der Ubier, die auf der linken Rheinseite bei Köln sesshaft gemacht wurden, rückten die Mattiaker und ein Teil der Chatten ein.
 
Viele Jahre hindurch dauerten ihre Kämpfe mit den Römern. Zum Schutze des eroberten Gebietes legten diese einen Grenzwall an, den sogenannten Limes, der sich von Rheinbrohl über den Westerwald, die untere Lahn, den Taunus und in seinen Fortsetzungen bis an die obere Donau erstreckte. Unsere Heimat lag also außerhalb dieses römischen Grenzwalls.
 
„Als der Wandersturm von Osten über Deutschlands Felder brauste,
Volk auf Volk wie Meeresfluten zornig durcheinander zauste",
vermochten auch Pfahlgraben und Befestigungswerke auf die Dauer dem Sturm dieser Völkerwanderung nicht standzuhalten. Schon um 260 n. Chr. wurden diese gewaltigen Sicherungsanlagen von den Alemannen überrannt. 371 standen sie zwischen Main und Lahn. Ihrem weiteren Vordringen in der Richtung Köln-Aachen wurde jedoch durch die Franken Einhalt geboten. Der Frankenkönig Chlodwig besiegte sie um das Jahr 496 und drängte sie von der hiesigen Gegend ab, so dass damals auch unsere engere Heimat unter die Herrschaft der Franken kam. Sie errichteten an wichtigen Orten, besonders an geeigneten Flussübergängen, wie bei , zur Sicherung des eroberten Gebietes Militärstationen und teilten ihr Reich in Gaue ein, über die sie Gaugrafen setzten.
 
Von den zwölf Gauen, in die das Gebiet des gesamten heutigen Nassauer Landes eingeteilt wurde, gehörte auch der Niederlahngau. Er lag zu beiden Seiten der Lahn. Seine Grenzen reichten nördlich bis zur Großen Nister, südlich bis zum Großen Feldberg, östlich bis zum Solmsbach und westlich bis zum Gelbbach. Jeder Gau besaß eine gemeinschaftliche Versammlungs- oder Gerichtsstätte, die man Gaumal oder Thingstätte nannte. Hier traten die Freien des Gaues in jedem Jahre mehrmals zusammen. Es wurden Beschlüsse zur Wohlfahrt des Gaues gefasst, über Krieg und Frieden beraten und alte Gerechtsame durch neue Weistümer bekräftigt. Die Thingstätte (Dingstätte) des Niederlahngaues war der Reckenforst bei Dietkirchen.
 
Das allmählich mächtig gewordene Reich des Frankenkönigs und späteren Kaisers Karl des Großen (768-814) sollte nicht von langem Bestand sein. Schon im Jahre 843 erfolgte im Vertrage von Verdun eine Teilung unter seine Enkel, wobei unsere Gegend unter Ludwig den Deutschen (806 -876) kam.
 
Unter den sächsischen Königen, von denen Otto I. im Jahre 962 Kaiser des „Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation" wurde, bleibt die Geschichte unserer Heimatgemeinde noch in Dunkel gehüllt. Sie beginnt sich erst allmählich unter den Hohenstaufen zu lichten, die von 1158 -1254 auf dem deutschen Kaiserthron saßen.

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