6. Erinnerungen an die neue Schlosskapelle
Die Familie von Dungern, der auch ein Minister des Herzogtums Nassau entstammte, war von 1844 bis 1925, über drei Generationen hinweg, Besitzer des Dehrner Schlosses. Der letzte Schlosseigentümer in dieser Linie war Baron Otto Wilhelm Freiherr von Dungern. Dieser ließ am Rande des von seinen Vorgängern wunderschön angelegten Schlossparks um das Jahr 1900 eine Kapelle in neugotischem Stil erbauen, die als Mausoleum dienen sollte. Baron von Dungern ließ einen Teil seiner Ahnen umbetten und ihre Sarkophage in der Krypta der Kapelle aufstellen.
Als 1934 in den oberen Schlossgebäuden ein Kinderheim errichtet wurde, brauchte man den Raum, in dem die Sarkophage standen, für Gottesdienste. Deshalb wurden sie unter der Bodenplatte der Kapelle in die Erde gesenkt.
Von September 1944 bis März 1945 wurde die Kapelle Standort der Deutschen Luftwaffe West. Beim Anrücken amerikanischer Truppen haben deutsche Soldaten am 26. März 1945, fast zeitgleich mit der Sprengung der Dehrner Eisenbrücke, vor ihrem Abrücken die schöne Kapelle in die Luft gesprengt. Sie wollten damit verhindern, dass Funkgeräte und anderes Material in Feindeshand gelangen könnte.
Als Ruine stand die Kapelle dann zwei Jahrzehnte, bis sie Ende der
1960er Jahre vollständig abgetragen wurde. Ursache dafür war die
Einrichtung einer Fachklinik für Sprach- und Stimmerkrankungen durch den
Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV), die vor allem von Kindern genutzt
wurde. Man befürchtete, Kinder könnten beim Spielen in der Ruine von
herabfallenden Steinen verletzt werden. Wo einst die Kapelle stand,
befindet sich heute nur noch ein Hügel, der inzwischen von Bäumen
bewachsen ist. Da aber Angehörige der Familie von Dungern noch immer
unter diesem Hügel begraben sind, ließ der LWV damals einen Grabstein
errichten.
„Grabstätte der Familie von Dungern“ lautete die
ursprünglich vorhandene Inschrift, die schon Zusammenhänge erahnen lässt.
Kleinod aus vergangenen Zeiten
(Aufnahme von
Süd-West)
Unterer Eingang in die Krypta
(Aufnahme von Norden)
Blick auf den Chor aus Süd-Ost
Ruine der Schlosskapelle nach der Sprengung durch die Wehrmacht
Grabstein der Familie von Dungern, heruntergekommen und
von Vandalen teilweise zerstört
(Aufnahme von Westen)
Neue Aufnahme des Grabsteins der Familie von Dungern im
April 2015
In den letzten Wochen wurde die gesamte
Gedenkstätte durch Initiative des Dehrner Bürgers
Günther Seip in ehrenamtlicher Eigenleistung
wieder in einen würdigen Zustand versetzt. Die glatte Fläche des
Natursteins, auf die Kinder schon Namen eingeritzt hatten, wurde
abgeschliffen, so dass ein schön gemaserter Marmor wieder zum Vorschein
kam. Die Inschrift, deren Buchstaben kostenlos von der Dehrner Firma
Heibel gefertigt wurden, konnte wieder wie einst im Original angebracht werden.
Zwei beschädigte Pfosten wurden repariert und eine Kette neu befestigt.
Das gesamte Areal der Gedenkstätte wurde von Jungbäumen befreit und neu
eingeebnet. Um Spaziergängern Informationen über die Grabstätte zu geben,
soll in den nächsten Tagen noch eine entsprechende Hinweistafel
aufgestellt werden.
Bleibt nur zu hoffen, dass nicht wieder in kurzer Zeit alles von Vandalen erneut zerstört wird!
4. Wie es im Schloss derzeit aussieht
6. Erinnerungen an die neue Schlosskapelle
8. Abbildungen des Wappens der Frei von Dern
9. Bildnis der Heiligen Drei Könige
10. Der Eiskeller und die Geheimgänge der Burg
11. Schloß Dehrn steht kurz vor dem Kollaps
12. Das Drama um die Zwangsversteigerungen von Schloß Dehrn und dem dazugehörenden Schlosspark