Die Pfalz
Burg, St. Nikolauskapelle und Burgmannenhaus der Freyen von Dern (genannt "die Pfalz"), in Dehrn |
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Mittelalterlicher Torbogen zur Pfalz | |||||||
Die Pfalz in einer Winternacht | |||||||
Pfalz, Hubertusstift (im Hintergrund) und St. Nikolauskapelle | |||||||
Nikolauskapelle, Pfalz und Hubertusstift am Fuße der Burg | |||||||
18.02.2010 Lokales Dehrn Runkel Ein mittelalterliches Fachwerk-Juwel So sah die Dehrner Pfalz vor ihrer Sanierung aus. Foto: Schuld |
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Ob schon die Franken hier hausten, ist nicht belegt. Fest steht aber, dass das ehemalige Burgmannenhaus, die sogenannte «Pfalz» von Dehrn, zu den historisch eindrucksvollsten und ältesten Gebäuden der Region gehört. Mit-Restaurator Helmut Schuld erinnert sich noch heute an die aufwändige Sanierung des Hauses.
Runkel-Dehrn. Dass schon die Franken auf ihren Zügen vor rund 1200 Jahren die Lahnfurt bei Dehrn überquert und hier womöglich auch eine befestigte Militärstation betrieben haben, gilt in der Heimatforschung als belegt. Immerhin wurden bei Erdarbeiten fränkische Gräber aus dem 7. Jahrhundert gefunden.
Wo genau die Militärstation der Franken gelegen hat, lässt sich heute nicht mehr bestimmen. Der Dehrner Helmut Schuld (84) vermutet aber, dass die «Pfalz», das ehemalige Burgmannenhaus des Adelsgeschlechts der «Freyen von Dehrn», zumindest in seinen Grundmauern auf frühmittelalterliche, vielleicht sogar fränkische Zeit zurückgehen könnte. Bei der Sanierung in den Jahren 1998/99, an der Helmut Schuld tatkräftig mitgewirkt hat, fand sich jedenfalls mancher Beleg für diese These, deren endgültiger Beweis jedoch auf sich warten lässt, wie Schuld einräumt.
Wie eine Festung Was sich dem heutigen Betrachter als ein wahres Juwel mittelalterlicher Fachwerk-Baukunst präsentiert, befand bis zum Jahr 1998 in einem jämmerlichen Zustand, berichtet Helmut Schuld. Das Haus sei so heruntergekommen gewesen, dass er seiner Tochter Bianca und Schwiegersohn Guido Petri eigentlich abgeraten hatte, das Gebäude zu kaufen. Dort, wo jetzt schöne rote Holzbalken die Fassade zieren, bröckelte einst der Putz von den Wänden. Und auch im Inneren stand es nicht zum Besten. Zwei Jahre aufwendiger Sanierungsarbeit waren notwendig, um dem Gebäude sein heutiges Gesicht zu verleihen. Tonnenweise Putz wurde entfernt, Fachwerk freigelegt. Zugemauerte Fenster wurde geöffnet, im Innern wurde die prächtige Kölner Decke restauriert.
Gebäude wurde getrennt Heute entspricht die Dehrner Pfalz wieder dem baulichen Zustand von 1691/94, als das zweite Obergeschoss auf das Gebäude aufgesetzt wurde. Doch wie dendrochronologische Untersuchungen ergaben, sind die Fachwerkbalken im Erdgeschoss noch wesentlich älter. Ein Eckständer datiert von 1551, die Deckenbalken stammen aus dem Jahr 1480, sind also 530 Jahre alt! Das oberste Stockwerk wurde im übrigen seinerzeit nie bewohnt, sondern nur als Speicher genutzt. Noch wesentlich älter als die beiden Fachwerk-Stockwerke dürfte der Gewölbekeller sein. Für dessen frühmittelalterlichen Ursprung spricht laut Helmut Schuld vor allem die ungewöhnlichen Stärke des Mauerwerks. Nach seinen Messungen beträgt die Wanddicke bis zu 3,50 Meter, was seiner Meinung darauf hindeutet, dass es sich hier um eine ehemalige Wehranlage, eine Art Festung gehandelt haben muss. Selbst in den beiden Geschossen darüber beträgt die Mauerstärke noch bis zu 1,30 Meter. Fachleute gehen davon aus, dass die «Ur-Pfalz» ein kompakter steinerner Bau mit zwei Stockwerken war. Erst um 1480 wurde erstmals Fachwerk daraufgesetzt.
Das Gelände der «Dehrner Pfalz» war laut Jochen Sichart vom Landesamt für Denkmalpflege ursprünglich ein abgegrenzter Bezirk um Schloss Dehrn mit besonderem Rechtsschutz, dem «Burgfrieden». Wahrscheinlich haben dort 16 Häuer gestanden, von denen nur die heutige Pfalz erhalten geblieben ist. Die Bewohner mussten den Gästen des Burgherrn Unterkunft und Nachtlager gewähren. Das Burgmannenhaus, die «Pfalz», bildete den Eingang zur Burg vom Tal und der Lahn her. Das gesamte Areal der Pfalz umfasste eine Fläche von rund 5000 Quadratmetern, die von einer Mauer umgeben war, deren eindrucksvoller Torbogen mit einer kleinen, zugemauerten Schlupfpforte bis heute existiert.
Im Zuge der Sanierungsarbeiten hat Helmut Schuld interessante Entdeckungen im Inneren der Pfalz gemacht. So fanden sich im ersten Obergeschoss zwei Türen, die eine Verbindung zum Nachbargebäude herstellten. Ein Beleg dafür, dass die heute voneinander getrennt erscheinenden Gebäude ursprünglich zusammengehört haben mussten. Außerdem fanden sich Hinweise darauf, dass im Erdgeschoss vermutlich deutlich kleinere Fenster existierten, die erst später auf ihre heutige Größe aus dem Mauerwerk herausgebrochen wurden. Weiterhin wurde ein Gang entdeckt, der die beiden Gewölbekeller miteinander verbindet. Bei der Trennung der Pfalz in zwei Anwesen wurde der Gang mit einer Bruchsteinmauer offenbar geschlossen, berichtet Helmut Schuld. Auch zwei Schatzkammern wurden gefunden, die allerdings keine Schätze mehr bargen. Interessant war auch die Entdeckung eines zugemauerten Eingangs in Höhe des ersten Stockwerks, der sich als Schlupfpforte entpuppte, die zu einem Abort-Erker führte. Heute führte dieser Ausgang zu einer angebauten Stahl-Spindeltreppe mit Zugängen zu beiden Geschossen.
Nach der Sanierung vor gut zehn Jahren entspricht das ehemalige Burgmannenhaus dem Bauzustand von 1694, so Helmut Schuld. Die Ära der Freyen von Dehrn endete im Jahr 1799, danach wurde es bis Mitte des 20. Jahrhunderts von Bauern bewohnt. Für die denkmalgerechte Sanierung wurden die damaligen Eigentümer im Jahr 2000 mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet.
Eingefügt aus <http://www.fnp.de/nnp/region/lokales/rmn01.c.7305026.de_2.htm> |
Mit freundlicher Genehmigung der Denkmalpflege-Hessen.de, sowie der Nassauischen Neuen Presse habe ich weiter unten 2 Artikel bereitgestellt.
Artikel der Denkmalpflege,
Artikel in der NNP.
"Kölner Decken“
sind eine charakterliche Ausprägung des rheinischen Frühbarocks. Sie waren kennzeichnend für die Ausgestaltung der Kölner Patrizierhäuser und sind vornehmlich entlang des Rheins bis in die Niederlande zu finden.
Die Herstellung und Ausgestaltung einer „Kölner Decke“ war aufwändiger als andere Deckenkonstruktionen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde sind „Kölner Decken“ vorwiegend in Bürger, Zunft- oder Sakralräumen zu finden, aber auch in anderen repräsentativen oder auch Verkaufsräumen.
Auffällig bei einer so genannten „Kölner Decke“ ist die Konstruktion aus Deckenbalken und den Deckendielen, die vollkommen mit Putz überzogen ist.
Die Unterseiten der tragenden Deckenbalken sind mit verzierenden Stuckornamenten gestaltet. Zu finden sind hier beispielsweise einfache aus Putz gefertigte, gegossenen Rosetten, aber auch reich mit floralen (oft Blumen, Trauben, etc), bändelwerkartigen und figuralen Ornamenten (z. B. Putten).
Die zwischen den Deckenbalken liegenden Flächen sind gewöhnlich glatt verputzt, die Randbereiche halbrund ausgestaltet.